26.08.2016
- Globale Besorgnisse einer kleinherzigen
Persönlichkeit (Makrokosmos und Mikromensch) |
Arkady Babchenko - im Internet unter http://echo.msk.ru/blog/ababchenko/1825778-echo/
Ich kämpfe nicht mehr, weil es niemanden zu bekämpfen gibt. Keine Feinde mehr. Es war möglich, mit Besetzern zu kämpfen, die die Macht ergriffen. Es war möglich, mit Dieben zu kämpfen. Es war möglich, mit Mördern zu kämpfen. Aber kann man mit dem Land kämpfen, wenn es selbst den Weg in den Abgrund gewählt hat? Man
kann nicht mit hundertmillionen Menschen kämpfen, wenn sie sich in
einem einmaligen Ausbruch von Wut mit einem Topf zudecken wollen ..."
Vissarion
1. Hinter
dem Fenster meines Hauses, während der Wind mit den weichen Blättern
und Zweigen der Weiden spielt, entwickelt sich, auf den ersten Blick
unsichtbar, aber weiterhin unaufhaltsam erfolgreich, eine Krise
gewaltigen Umfangs in der menschlichen Gesellschaft. 2. Das
Zeitalter der globalen Erschütterungen, die ohne weiteres
diejenigen hervorrufen können, deren Berufung es ist, durch ihre
Unternehmungen immer einen Aufschwung zu bringen. 3. Ich
werde eure Aufmerksamkeit nicht in die Tiefen dieses ganzen
grandiosen Blödsinns lenken, sondern berühre eine psychologische
Eigenart, die mit vollem Recht als, sagen wir, das Syndrom der
Bedeutsamkeit bezeichnet werden kann,
4. Eine
charakteristische Erscheinungsform des Syndroms der Bedeutsamkeit kann
man wie folgt ausdrücken: „Machen kann ich es nicht, aber wenn ich mich
um eine Sache sehr bemühe, kann ich professionell und sehr emotional
kritisieren“. 5. In der menschlichen
Gesellschaft kann man, sogar sehr oft, um nicht zu sagen überall,
diejenigen antreffen, die bereit sind, entweder allgemeine Prozesse zu
kritisieren, die in dieser oder jener Gruppierung Gleichgesinnter
ablaufen, oder konkrete Schritte, die Teil dieser Gruppierung sind, sei
es eine Hausgemeinschaft oder eine Sport-Mannschaft, seien es Vertreter
einer gesellschaftlichen Bewegung oder irgendeiner Lehre, sei es die
Gruppierung, die die Macht dieses oder jenes Landes repräsentiert. 6. Dabei
besteht die hauptsächliche und unterscheidende Besonderheit dieser
„Experten“ in ihrer distanzierten Position bezüglich des Gegenstandes
der Kritik. 7. Das heißt, sie sind kein aktiver Teil der zu kritisierenden
Gruppierung, meinen aber überaus selbstsicher, sich in den fehlerhaften
Handlungen dieser Gruppen auszukennen. 8. Man
kann sie symbolisch als abseits des Geschehens stehende Personen
bezeichnen, die sich in der Regel scheuen, sich aktiv an irgendwelchen
von einem Kollektiv entwickelten Prozessen zu beteiligen, die aber
bereit sind, viele Ratschläge für eine richtige Vorgehensweise in
diesem Prozess zu geben. 9. Und je
bedeutsamer die Ereignisse sind, auf die sich die erhöhte
Aufmerksamkeit der ganzen Gesellschaft richtet, desto mehr kann man das
Auftreten aller möglichen populären „Experten“ beobachten, die gern die
Zuschauerloge in Anspruch nehmen und beginnen, das Geschehen aktiv zu
kritisieren. 10.
Welches Charakterbild wird unvermeidlich, möglicherweise auch
unbewusst, so ein toller Volkskritiker von sich erschaffen? 11. Das
ergibt das Bild, als sei der Findige in der Lage, bedeutend weiter zu
sehen als die Massen, auf die er gleichsam mit Besorgnis und rechthaberischer
Entrüstung blickt.
12. Ein Erkennungsmerkmal echter Weisheit ist doch vor allem die völlige Abwesenheit von Kritik und Verurteilung! 13. Denn die Weisheit ist doch vor allem Verständnis! 14. Wenn
du das Wesen des real Existierenden verstehst, dann schimpfst du nicht auf die
Sonne, weil sie brennt, auf den Regen, weil du nass wirst, auf den
Stummen wegen seines Schweigens, und auf den Redseligen wegen seiner
Redseligkeit. 15. Viele Ereignisse in der
menschlichen Gesellschaft sind ebenfalls Realitäten, die einfach nicht
anders sein können, da sie vollständig von den Gegebenheiten der
Menschen abhängen, so wie sie sich gerade zu diesem Zeitpunkt darstellt 16. Der
Mensch, der seine Realität als getrennt und andersartig von der
Realität der Umgebenden betrachtet, der ist im Moment noch unwissend,
denn ausnahmslos alles ist eng miteinander verbunden, nicht nur im
Leben der Menschen selbst, sondern auch in der gesamten Schöpfung der
Welt der Existenz.
17. Die Negativität der
Geschehnisse im Leben der menschlichen Gesellschaft kann man im Prinzip
nachweisen, aber dann achtet auf den prinzipiellen Unterschied zwischen
Einschätzung und Verurteilung. 18. Einschätzung
beinhaltet niemals die Bestimmung einer Schuld, was wiederum
unweigerlich die Versuchung erzeugt zu erniedrigen und zu bestrafen. 19. Die Verurteilung jedoch geht immer einher mit der Bestimmung eines Schuldigen. 20. Den
Charakter eines negativen Geschehens einzuschätzen, und danach eine
seiner Meinung nach hilfreiche und praktische Lösung des Problems
vorzuschlagen, das ist die einzig zulässige und sinnvolle
Herangehensweise. 21. Wenn dein Rat nicht so angenommen wird, wie du es gern möchtest - das ist ein Fakt, den du nicht ändern kannst. 22. Kritisieren und verurteilen das, was anders im Moment noch nicht sein kann, das ist ein Zeichen von Unwissenheit.
23. Wenn
du subjektiv negative und zerstörerische Vorgänge in deinem
Lebensbereich bemerkst, die du nicht zu ändern vermagst, du aber von
ganzem Herzen die Entstehung von etwas Anderem wünschst, so wäre es
weise, mit all deinen Möglichkeiten zu beginnen, dieses Richtige so zu
verwirklichen, wie du es selbst siehst! Mag es auch noch so winzig sein. 24. Der Bau eines jeden Tempels beginnt mit der Grundsteinlegung des ersten Steines! 25. Das
Unglück der Gesellschaft besteht nicht darin, dass man dort Kritik
nicht hören will, sondern darin, dass es unnormal viele gibt, die gern
kritisieren! 26. Und dabei sind sie nicht imstande, mit ihren Händen etwas wirklich für die Entwicklung des Lebens Nützliches zu schaffen! 27. Weisheit und Besserwisserei - die beiden unterscheiden sich sehr voneinander!
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